(msch) - Ob Sie es glauben oder nicht, es gibt Berufsgruppen, die haben es dieser Tage richtig schwer! Auch bei uns in Dresden! Und nein, es sind damit nicht die Weihnachtsmänner, Nikoläuse und Wintersportler gemeint. An sie denken wir, bei Temperaturen um 30 Grad, ganz sicher nicht. Warum sollten wir auch. Nein, wir sprechen von Piraten, Goldgräbern und Schatzsuchern! Geben Sie es zu, liebe Leserinnen und Leser, damit hätten Sie jetzt nicht gerechnet, oder? Ok, wir eigentlich auch nicht, aber es ist wirklich so! Wir hätten allerdings gedacht, dass solche Abenteurer von der Stadt bzw. dem Land mit Kusshand empfangen worden wären. Immerhin besitzt Dresden wirklich einen Schatz, der nur darauf wartet, endlich aus seinem "Gefängnis" befreit zu werden. Dieser "Schatz" zeigt sich immer bei Niedrigwasser der Elbe unter der Carolabrücke.
Können Sie uns noch folgen? Wissen Sie wovon wir reden? Es geht um das Relief unterhalb der Carola-Brücke. Bei Niedrigwasser taucht es wie aus dem Nichts auf. Es "glitzert", "funkelt" und "blitzt". Doch haben, so scheint es, möchte es niemand. Also, zumindest nicht die Stadt oder das Land Sachsen. Die Kostbarkeit aus längst vergangenen Tagen stört doch niemanden. „Das Relief stellt keine Behinderung des Schiffsverkehrs dar“ so Dr. Christoph Heiermann, Referatsleiter des Landesamtes für Archäologie Sachsen und weiter: „Es wurde bislang auch nicht durch bauliche Eingriffe berührt, so dass es dort verbleiben kann!“ So ist das also! Na, dann wir wissen ja Bescheid. Außerdem ist das Teil ja eh bald wieder weg, denn so ebenfalls der Referatsleiter: „Bei steigendem Wasserstand wird wieder den Blicken verborgen sein!“.
Stimmt! Aber irgendwie auch schade, oder? Vielleicht hätte es ja doch den Einen oder Anderen, also zum Beispiel uns, interessiert wie die Plastik im Ganzen ausgesehen hätte. Doch, keine Panik, auch hier ist man um keine Antwort verlegen, denn in den Beständen der Deutschen Fotothek sind Abbildungen der historischen Carolabrücke, welche im zweiten Weltkrieg zerstört wurde, zu sehen und darauf ist dann auch das hier angesprochene Relief zu erkennen. Na, dann ist doch alles gut. Schicken wir also Piraten, Goldgräber und Schatzsucher wieder nach Hause!
Hier in Dresden gibt es für sie nichts zu holen. Wäre ja auch noch schöner. Man stelle sich vor, man würde das Teil heben und an ein Museum übergeben. Das kostet alles nur Zeit und Geld, außerdem müsste man dann auch die Presse einladen. Alles ganz furchtbar. Auf die tolle Idee, verschollene Kunst, einfach mal liegen zu lassen, hätten ja auch schon Andere mal kommen können. Die Griechen, zum Beispiel, die haben mit ihrer Akropolis nur Probleme. Da wird restauriert und repariert, nur damit die Welt Steinen betrachten kann, die älter sind als die Bibel.
Was ein Schwachsinn, hätten die Griechen das Teil doch einfach unberührt und liegen gelassen, der nächste Starkregen wäre doch bestimmt gekommen und damit die Akropolis vom Berg gespült worden. Geben Sie es zu, mindestens jetzt nehme Sie unseren Artikel nicht mehr wirklich ernst, oder? Sehen Sie und so ist es bei der Antwort auf unsere Presseanfrage auch ergangen.
Aber, ein wenig Mehrwert sollen Sie dann doch noch erhalten. Sollten Sie auf den Straßen unserer schönen Stadt etwas funkeln, glitzern und blinken sehen, ein verlorenes Portmanie finden und gar etwas noch wertvolleres: Lassen Sie es einfach liegen, nach der Sonne kommt der Regen und das Problem löst sich von ganz alleine.
Wenigstens die Stadt war so höfflich und nett, MeiDresden.de eine adäquate Antwort auf die Anfrage zu geben, sie lautet hier wie folgt:
"Die Bergung des gusseisernen Reliefs ist nicht vorgesehen, da die Kosten der Bergung und die anschließende Konservierung den Wert des Reliefs deutlich übersteigen würde. Im Lapidarium befindet sich bereits ein solches als beispielhaftes Zeugnis der ehemaligen Carolabrücke. Das Relief befindet sich außerhalb der Fahrrinne der Elbe und ist deshalb vor mechanischer Zerstörung geschützt".