Die Kommunale Statistikstelle der Landeshauptstadt Dresden hat eine neue städtische Bevölkerungsprognose erarbeitet. Der zuständige Beigeordnete Jan Pratzka erklärt: „Die Prognose geht von einem Bevölkerungswachstum bis mindestens 2040 für Dresden aus. Die Berechnungen fließen in zahlreiche Fachplanungen und Konzepte der Landeshauptstadt ein, insbesondere in die Kita- und Schulnetzplanung.“ Als Datenquelle der Bevölkerungsprognose dient das Melderegister der Landeshauptstadt Dresden zum 30. Juni 2023, wonach rund 570.000 Personen in der Stadt lebten. Die Herausforderung der neuen Bevölkerungsprognose lag erneut darin, verschiedene außergewöhnliche Entwicklungen zu berücksichtigen. Diese waren insbesondere die Zuwanderung und der mögliche langfristige Verbleib von Geflüchteten aus der Ukraine, der weiterhin bestehende Zuzug von Geflüchteten aus anderen Ländern, ein noch anhaltender Geburteneinbruch und die Erweiterung bzw. Neuansiedlung von Unternehmen im Dresdner Norden.
Gesamtstädtische Ergebnisse bis 2040
Laut Prognose wird die Einwohnerzahl Dresdens auf etwa 603.400 Personen zur Jahresmitte 2040 steigen. Die Stadt würde demnach in den kommenden 17 Jahren um etwa 33.400 Personen oder 5,9 Prozent wachsen. Im Vergleich zur Prognose 2022 wird Dresden deutlich stärker wachsen. Gründe sind zum einen ein generell höherer Zuzug unabhängig vom Zuzug Geflüchteter. Offenbar wurden 2022 aufgeschobene Zuzüge im Jahr 2023 – möglicherweise noch als Folge der Corona-Pandemie – nachgeholt. Zum anderen lassen die Erweiterungen und geplanten Neuansiedlungen von Unternehmen im Dresdner Norden zusätzliche Zuzüge von Fachkräften erwarten. Dämpfend auf die Entwicklung wirkt dagegen der sich fortsetzende Geburtenrückgang und der fortgeschrittene demografische Wandel in den neuen Bundesländern. Insgesamt sind die Unsicherheiten der künftigen Bevölkerungsentwicklung Dresdens als sehr hoch zu bewerten.
Für die einzelnen Altersgruppen werden bis 2040 sehr unterschiedliche Entwicklungen prognostiziert:
Wegen des Geburtenrückgangs wird zunächst die Zahl der unter 6-jährigen Kinder stark rückläufig sein. Ab 2029 wäre dann wieder mit einem leichten Anstieg zu rechnen. 2040 werden, unter der Voraussetzung, dass sich die Geburtenrate wieder erhöht, voraussichtlich knapp zwei Prozent mehr Kinder unter sechs Jahren in Dresden leben als Mitte 2023 (+500).
Das Höchstzahl der 3-Jährigen war bereits im Jahr 2019 (6.074) und die der 6-Jährigen im Jahr 2022 erreicht (5.914). Das Minimum bei den 3-Jährigen wird voraussichtlich im Jahr 2027 mit 4.340 Kindern und das der 6-Jährigen im Jahr 2030 mit 4.290 erreicht sein. Danach kann erneut mit steigenden Zahlen gerechnet werden, falls sich die Geburtenrate wieder erhöht. Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 17 Jahren werden dagegen nach einem leichten Zuwachs bis 2025 im Jahr 2040 zu etwa 16 Prozent weniger in Dresden wohnen als im Vergleich zur Jahresmitte 2023.
Deutliche Zuwächse sind bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 29 Jahren zu erwarten (+21.700 oder 25 Prozent). Die Ursache dafür liegt im Anstieg der Geburten nach dem dramatischen Geburteneinbruch Anfang der 1990er Jahre sowie in der Zuwanderung junger Erwachsener nach Dresden. In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen ist bis zum Jahr 2040 ein leichter Rückgang zu erwarten (-2.600 oder zwei Prozent). Für die 45- bis 64-Jährigen wurde dagegen ein Anstieg um elf Prozent bzw. 15.100 Personen berechnet.
Weiterhin wird ein deutlicher Zuwachs bei den Seniorinnen und Senioren erwartet, wobei die Entwicklung nicht gleichmäßig erfolgt. Die Gruppe der 65- bis 74-Jährigen wird um zirka 3.000 Personen zunehmen (sechs Prozent Zuwachs), die der 75- bis 84-Jährigen wird nach einem vorübergehenden Rückgang 2040 wieder ähnlich stark besetzt sein wie heute. Relativ wie absolut betrachtet steigt die Zahl der 85-Jährigen und Älteren bis 2040 mit 28 Prozent am stärksten (+6.000 Personen), wobei die Höchstzahl der sogenannten Hochbetagten mit 29.300 Personen bereits im Jahr 2029 zu erwarten ist (+7.800 oder 36 Prozent im Vergleich zur Jahresmitte 2023).
Das Durchschnittsalter der Dresdner Bevölkerung steigt leicht von aktuell 43,3 auf 44,0 Jahre im Jahr 2040.
Ergebnisse auf Stadtteilebene bis 2035
Für die Stadtteile ergeben sich sehr unterschiedliche Entwicklungen. Aufgrund der hohen Bautätigkeit wird die Einwohnerzahl in einigen Stadtteilen der Innenstadt sowie innenstadtnaher Stadtteile bis 2035 weiter stark wachsen. Zu nennen sind insbesondere: Pirnaische Vorstadt (+48 Prozent), Mickten (+33 Prozent), Friedrichstadt (+30 Prozent) und die Albertstadt (+24 Prozent). Die höchsten Bevölkerungsrückgänge sind in diesem Zeitraum in den Stadtteilen Prohlis-Süd (-5,2 Prozent), Gorbitz-Ost, Räcknitz/Zschertnitz und Loschwitz/Wachwitz (jeweils um -4 Prozent) zu erwarten.
Wegen der Altersstruktur werden in der Innenstadt, in einigen Stadtteilen mit größeren Plattenbaugebieten und in abgeschwächter Form auch am Stadtrand deutlich mehr Sterbefälle als Geburten erwartet. Zwar altern auch einige Gründerzeitgebiete mit jungem Durchschnittsalter, jedoch führt vor allem am Stadtrand die demografische Alterung zu einem teils sehr hohen Durchschnittsalter. Nach der Prognose wird im Jahr 2035 die Friedrichstadt mit 37,4 Jahren der jüngste und Altfranken/Gompitz der älteste Stadtteil mit 50,6 Jahren sein. 2023 war noch die Äußere Neustadt mit 34,3 der jüngste und die Johannstadt-Süd mit 51,8 Jahren der älteste Stadtteil.
Annahmen der Prognose
Geburten- und Sterbefälle:
Statistisch gesehen bekommt zurzeit eine in Dresden lebende Frau 1,26 Kinder. Diese sogenannte zusammengefasste Geburtenziffer lag 2018 noch bei 1,54. In der Prognose wird angenommen, dass die zusammengefasste Geburtenziffer bis 2035 wieder auf 1,4 steigt und danach langfristig auf diesem Niveau verbleibt. Unter diesen Annahmen wird die Zahl der Lebendgeborenen von 4.777 Mitte 2023 bis 2040 wieder langsam auf 5.700 steigen. Der aktuelle Geburtenrückgang resultiert neben der niedrigeren zusammengefassten Geburtenziffer auch aus der geringeren Anzahl von Frauen im Alter von 25 bis 34 Jahren, die besonders viele Kinder zur Welt bringen.
Die Zahl der Gestorbenen wird zunächst bis 2030 auf über 6.200 steigen, danach altersstrukturbedingt wieder leicht sinken. Der Saldo zwischen Geborenen und Gestorbenen bleibt damit negativ und beläuft sich auf insgesamt knapp -16.500 Personen bis 2040.
Wanderungen:
Durch die Überlagerung mehrerer Trends und Krisen lassen sich die Wanderungsbewegungen gegenwärtig nur schwer abschätzen. Die Wanderungsannahmen sind deshalb mit großen Unsicherheiten behaftet. In der Prognose wird zunächst davon ausgegangen, dass die Zuwanderung durch Flucht und Asyl, die den Wanderungsgewinn der beiden letzten Jahre dominierte, zurückgehen wird. Der aktuelle Wanderungsverlust zum Umland (Abwanderungen von Familien) verringert sich vorübergehend (Baukrise, weniger Kinder), bleibt aber langfristig bestehen. Der leicht positive Wanderungssaldo aus den neuen Bundesländern erhöht sich durch nachrückende geburtenstärkere Jahrgänge wieder etwas, wird langfristig wegen des fortgeschrittenen demografischen Wandels aber wieder absinken. Bezüglich des Wanderungssaldos aus den alten Bundesländern wird auf einen langfristigen Mittelwert zurückgegriffen und ein weiterhin leichtes Wanderungsplus angenommen. Gleiches gilt für die Annahme bezüglich der Wanderungen ins bzw. aus dem Ausland (ohne Geflüchtete): es wird ein dauerhaft positiver Saldo angenommen. Durch die Erweiterung und Neuansiedlung von Unternehmen im Dresdner Norden werden in den Jahren 2026/27 bis 2030/31 zusätzliche Zuzüge angenommen, die hauptsächlich von außerhalb der Region stammen.
Stadtteilbezogene Entwicklung:
Wesentliche Einflussgrößen der prognostizierten Entwicklung in den Stadtteilen sind Geburten und Sterbefälle, Zuzüge, Fortzüge und innerstädtische Umzüge nach zusammengefassten Gebieten (Binnentypen) sowie die aktuelle Bautätigkeit und vorhandene mittel- bis langfristige Wohnbauflächenreserven. Das kleinräumige Umzugs- und Wanderungsverhalten der vergangenen Jahre wird anhand von alters- und geschlechtsspezifischen Raten und Quoten in der Prognose fortgeschrieben. Auf Stadtteilebene wird die Prognose nur bis maximal 2035 veröffentlicht, da Aussagen zum Umzugsverhalten wegen der Bautätigkeit und sich verändernden Wohnungsmarktbedingungen langfristig zunehmend unsicher werden. Aktuell kommt noch die Unsicherheit hinzu, dass wegen der gestiegenen Preise und Zinssätze möglicherweise Bauprojekte ganz oder teilweise storniert oder aufgeschoben werden.
Quelle: Landeshauptstadt Dresden