Trotz der häufigen und starken Niederschläge im Juli und dem bisher niederschlagsreichen August, führen die meisten Fließgewässer im Stadtgebiet Dresden wenig bis sehr wenig Wasser. An 75 Prozent der insgesamt 70 Beobachtungspunkte des Dresdner Umweltamtes stellten die Fachleute bei der letzten Begehung Ende Juli eine niedrige oder sehr niedrige Wasserführung fest. Es handelt sich meist um kleine Bäche, die besonders empfindlich auf niederschlagsarme Perioden reagieren. Der Forellenbach, der Kaitzbach, der Leubnitzbach, der Nöthnitzbach, das Rosinendorfwasser, der Ruhlandgraben und der Rote Graben waren stellenweise bereits ausgetrocknet. Zwar verzeichnete beispielsweise der Pegel der Prießnitz in den letzten Wochen durch die Niederschläge immer wieder Durchflussspitzen, doch sobald diese abgeflossen waren, stellte sich wieder eine zu niedrige Wasserführung ein. Ähnliches zeigte sich am Niedersedlitzer Flutgraben.
Jürgen Neumann, Sachbearbeiter Boden- und Gewässerpflege im Umweltamt: „Grund für das Niedrigwasser sind die Dürreperioden der vergangenen Jahre. Bis heute sind die Wasserspeicher im Untergrund nicht wieder aufgefüllt. Die Trockenheit steckt sozusagen weiterhin im Boden“. Auf die Wasserführung der kleineren Bäche bei trockener Witterung (der sog. Basisabfluss) haben vor allem tieferes Bodenwasser und lokales, oberes Grundwasser den prägenden Einfluss. Seit 2013 hat sich ein Niederschlagsdefizit von rund 668 Millimeter angesammelt. Das entspricht etwa der Niederschlagssumme eines ganzen Jahres (Referenzperiode 1961-1990).
Kurze Starkniederschläge, beispielsweise während eines Gewitters, fließen im Sommer bei trockenen Böden überwiegend oberflächlich ab und führen nur zu kurzzeitig erhöhten Durchflüssen. Ein erheblicher Teil des Wassers, das in den Oberboden gelangt, verdunstet schnell wieder bei der darauffolgenden warmen und trockenen Witterung. Ein Teil des Wassers wird von der Pflanzendecke aufgenommen und wieder verdunstet. Im Sommer gelangen nur lang andauernde, kräftige Niederschläge in tiefere Schichten und können dann auch den Basisabfluss der Gewässer erhöhen. Dies dauert allerdings je nach Beschaffenheit der Deckschichten, die gut oder schlecht wasserdurchlässig sein können, unterschiedlich lang. Sind die Böden ausgetrocknet, dringt bei kurzen Starkniederschlägen nur wenig Wasser ein. Das meiste fließt oberflächlich ab. Für die Grundwasserneubildung sind vor allem die Niederschläge im Winter entscheidend. Während dieser Zeit versickert ein großer Teil der Niederschläge im Boden, da die oberflächliche Verdunstung und die Wasseraufnahme durch Pflanzen wesentlich geringer sind.
Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) prognostiziert für die Zukunft aufgrund des Klimawandels höhere Temperaturen, geringere Niederschläge und häufiger stattfindende extreme Wetterereignisse, wie Starkregen und Trockenperioden. Damit ist auch in den Dresdner Fließgewässern in den kommenden Jahren häufiger mit Niedrigwasser zu rechnen.
Jürgen Neumann sagt dazu: „Aus diesem Grund müssen wir die Widerstandsfähigkeit der kleineren Bäche gegen Trockenheit stärken. Der Schlüssel hierfür ist ein höherer Wasserrückhalt. Deshalb appellieren wir, die Regenwasserversickerung in Dresden zu verbessern und die weitere Flächenversiegelung zu vermeiden und wenn möglich zurückzubauen. Auch die Reaktivierung von Feuchtgebieten und Auen unterstützt die Stabilisierung unseres Wasserhaushaltes.“
Darüber hinaus müssen die oft monoton ausgebauten Fließgewässer wieder naturnah umgestaltet werden. Neu angepflanzte, standortgerechte Ufergehölze beschatten die Gewässer und die umliegenden Bereiche und verringern dadurch die Verdunstung. Neumann: „Seit vielen Jahren widmet sich das Dresdner Umweltamt der Aufgabe, Gewässer der Stadt zu renaturieren und trägt damit auch zum Hochwasserschutz bei.“
Weitere Informationen gibt es online unter www.dresden.de/umwelt, Rubrik Oberflächenwasser. Der Themenstadtplan bietet eine gute Übersicht sowohl zu den Grundwasserständen als auch zum Gewässernetz allgemein unter stadtplan.dresden.de, Thema Umwelt – Wasser.
Quelle: Landeshauptstadt Dresden
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