Dresden - eine Stadt voller Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Einkaufsmöglichkeiten, Attraktionen und Hotels. Diese ziehen jährlich Hunderttausende von Touristen an, aber auch die Einwohner Dresdens verbringen ihr Arbeits- und Freizeit in der Stadt. Doch wo kann man hin, wenn man mal „ganz dringend austreten muss“? Vor allem in der Altstadt sind öffentliche Toiletten Mangelware und die wenigen die es gibt, sind durch fehlende Ausschilderung nur schwer auffindbar. Grundsätzlich gibt es ja – tagsüber – einige Möglichkeiten für die Besucher der Stadt, gegen Entgelt saubere Toiletten zu benutzen. Zum Beispiel am Zwingerteich, im französischen Pavillon, in der Touristinfo, im Kulturpalast und unter dem Altmarkt. Doch es sind einfach zu wenige, die Öffnungszeiten sind beschränkt und zu kurz, und es gibt keine wirklichen Alternativen, sobald die Gastronomie in der Stadt geschlossen hat. Wer also vor 10 Uhr morgens oder gar am Abend bei einem schönen Spaziergang eine Toilette aufsuchen möchte, steht meist vor verschlossenen Türen.
Mit dem neuen Toilettenkonzept, welches die Stadt Dresden erarbeitet hat und bis zum 14. Dezember im Stadtrat zum Beschluss bringen will, hätte man die Möglichkeit gehabt, mehrere neue Toilettenstandorte zu etablieren. Stattdessen beschränkt man sich auf die Neuverwaltung des Bestandes. Faktisch ist ein Ersatz der 18 extern betriebenen WC-Anlagen in Dresden notwendig, da die bisherigen Vertragspartner „Wall“ und „Ströer“ diese mit Beendigung der Werbeverträge zum 31. Dezember 2022 vertragsgemäß hätten zurückbauen müssen. Aktuell gibt es aber noch eine Übergangsfrist für die Betreibung, bis die neuen Anlagen fertig sind.
Im Zuge des zu erstellenden Toilettenkonzepts hatten die Vertreter der Dresdner Tourismusbranche um ein Gespräch mit Vertretern der Stadt gebeten. Dieses fand auch im Rahmen einer Vorstandssitzung des Tourismusverband Dresden (TVDD) e.V. statt. Dieser hat daraufhin gemeinsam mit Gästeführern der Stadt, touristischen Leistungsträgern sowie Mitgliedern des Vereins Vorschläge für das Toilettenkonzept erarbeitet, begründet und fristgerecht eingereicht. Folgende Vorschläge hat der Vorstand des TVDD für die hochfrequentierte Altstadt eingereicht: 1. Der Einbau einer öffentlichen Toilette in der Schinkelwache. 2. Eine Prüfung, ob leerstehende Geschäfte in den neu erbauten Gebäuden rund um das Schloss als Toiletten umgebaut werden können, da vor allem die Barrierefreiheit dort gegeben wäre. 3. Das Aufstellen von Komposttoiletten als schnelle Alternative im Stadtzentrum. 4. Die Planung von Mehrkabinentoiletten für Bustouristen sowie Schüler- und Seniorengruppen. 5. Die finanzielle und personelle Unterstützung seitens der Stadt für private Toilettenbetreiber, um längere Öffnungszeiten zu gewährleisten und „eventuell auch länger“-Aufschriften wie im französischen Pavillon zu vermeiden. Leider wurden all diese Punkte im aktuellen Toilettenkonzept nicht beachtet und somit war die ganze Arbeit der Tourismusvertreter umsonst.
Neben der geringen Anzahl gibt es auch an vielen Toiletten das Problem, das Gäste beispielsweise mit 90 Cent passend zahlen müssen, die Informationen nur auf Deutsch an den Toiletten stehen und die meisten Toiletten nicht barrierefrei und seniorengerecht zugänglich sind. Nicht nur für Menschen mit Handicap oder Senioren ist dies ein Problem, sondern auch für Familien, zumal es bei den Kleinsten unserer Gesellschaft manchmal sehr schnell gehen muss.
Der TVDD würde es begrüßen, wenn die 2 Millionen Euro, welche die Stadt für die Umsetzung des Konzepts aus dem Haushalt 23/24 zugesichert bekommen hat, sinnvoll in neue und moderne Anlagen investiert und vor allem bis zum geplanten Baubeginn Mitte 2024 schon Maßnahmen für eine Besserung der aktuellen Situationen ergriffen werden würden. Denn sollte es der Stadt Dresden nicht gelingen, das Toilettenproblem zu lösen, könnte das eintreten, was Vertreter der Tourismusbranche von ihrer Kundschaft schon jetzt prophezeit bekommen: Die Touristen fahren dann lieber nach Leipzig, da dort das Problem seit Jahren gut gelöst ist. Manchmal hilft schon der Blick über die Stadtgrenzen hinaus, um gute Ansätze oder gar Lösungen zu finden.
Quelle: meeco communication services