Großer Bahnhof für Zukunftstechnologie im Schienenverkehr: Chemnitz bestaunte Mitte August 2023 einen topmodernen Akkuzug, wie er ab 2024 im Liniendienst zwischen Chemnitz und Leipzig zum Einsatz kommen sollte. Der mehrstündige Halt des Zuges erfolgte im Rahmen von Testfahrten für das Zulassungsverfahren. Elf dieser Bahnen sollten ab 2024 als RE 6 zwischen Chemnitz und Leipzig zum Einsatz kommen. Die Reichweite beträgt bis zu 120 Kilometer, die Nachladung erfolgt jeweils in Chemnitz und Leipzig. Die Bahnen sind sogenannte Dreiteiler und werden in der Regel in Doppeltraktion mit insgesamt 300 Sitzplätzen verkehren. Doch Lieferengpässe von Alstom verhindern die Auslieferung.
Aufgrund von Lieferverzögerungen der neuen Alstom-Akkutriebzüge greift im Jahr 2025 ein Ersatzkonzept, das den Einsatz von Doppelstockzügen vorsieht. Die ZVMS-Verbandsversammlung hat den Einsatz dieser Doppelstockzüge nun bis Dezember 2025 (Fahrplanwechsel) festgeschrieben. Grund ist unter anderem, dass Zughersteller Alstom mittlerweile von August 2025 für die Auslieferung der Akkuzüge ausgeht. Ursprünglich sollten die elf Coradia Continental BEMU bereits im Dezember 2023 zum Einsatz kommen. Die zusätzlichen Kosten für die Zweitflotte übernimmt Alstom.
Das ist der Akkuzug Coradia Continental BEMU: BEMU steht für Battery Electric Multiple Unit (deutsch: Akkuzug. Er lädt seine an Bord befindlichen Akkumulatoren während des Halts am Bahnhof über Ladestationen auf und kann so auf nichtelektrifizierten Bahnstrecken elektrisch fahren, heißt: preiswert und umweltfreundlich. Diese Technologie wird erstmals im getakteten Schienenpersonennahverkehr in den neuen Bundesländern auf die Schiene kommen.
Sie verfügen über Rollstuhlplätze, Fahrradstellplätze, behindertengerechte WC, Steckdosen und Tische. Sie unterscheiden sich von den bereits auf elektrifizierten Strecken im Einsatz befindlichen Coradia Continental (RE 3 Dresden – Chemnitz – Hof, RB 30 Dresden – Zwickau und RB 45 Chemnitz – Elsterwerda) für den Kunden nur durch die Akkus auf dem Dach. Elf dieser Fahrzeuge beschafft die VMS GmbH, die Vermietung erfolgt an das Verkehrsunternehmen Mitteldeutsche Regiobahn – Transdev. Finanziert werden die Fahrzeuge vom VMS und dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL). Beschaffung und Finanzierung erfolgen in lokaler Eigenverantwortung. Auftragswert: rund 70 Mio. Euro.
Das ist die Bahnstrecke Chemnitz – Leipzig: Die Bahnverbindung Chemnitz - Leipzig ist ausbaubedürftig. Große Teile sind eingleisig, es fehlen Kreuzungsbahnhöfe, die Strecke ist nicht elektrifiziert. Zurzeit verkehren dort diesellokbespannte Reisezugwagen noch aus DDR-Produktion. Gleichzeitig ist die Bahnstrecke die mit Abstand wichtigste überregionale Anbindung von Chemnitz an den Fernverkehr in Leipzig. Ausbau und Elektrifizierung sind in Planung. Allein im Monat Juni 2023 nutzten nach Angaben des Verkehrsunternehmens Transdev 200 000 Fahrgäste die Linie. Für die Nachladung der Akkuzüge in Chemnitz hat der VMS im Chemnitzer Hauptbahnhof das Gleis am Bahnsteig 5 elektrifiziert. Dies erfolgte mit Förderung durch den Freistaat Sachsen.
Die Region Chemnitz ist im Jahr 2025 Europas Kulturhauptstadt. Die Erwartungshaltung in der Bevölkerung, der den Bewerbungs- und Umsetzungsprozess der Kulturhauptstadt begleitenden Fachjury und der Besucher ist entsprechend hoch, qualitativ hochwertige und zeitgemäße Bahnverbindungen anbieten zu können. Dies ist mit der Ablösung der lokbespannten Wagen durch Akkuzüge der Fall.
In Tagesrandlagen sollen die Akkuzüge auch als RB 80 nach Annaberg-Buchholz verkehren. Für die Nachladung dort wurde durch ein Konsortium eine 50Hz-Nachladestation entwickelt und aufgestellt. Das Konsortium: DB Energie, DB Regionetz Infrastruktur, F&S Prozessautomation, Rail Power Systems, Smart Rail Connectivity Campus, TU Dresden und VMS.
Quelle: Mitteldeutschen Regiobahn