Im Sommer letzten Jahres startete der Zoo Dresden mit dem Bau seines bisher größten Bauprojektes – dem Neubau des Orang-Utan-Hauses. Bislang konnte der Zeitplan, trotz erschwerter Rahmenbedingungen wie der Corona-Pandemie, weitgehend gehalten und viele Bauschritte erfolgreich abgeschlossen werden. Von Juli 2021 bis November 2021 erfolgten die Baufeldfreimachung sowie die Medienumverlegung. Ab November begannen die Tiefbauarbeiten mit der damit einhergehenden Kampfmittelsondierung. Diese nahm viel Zeit in Anspruch und zog sich bis in den Februar 2022. Im März diesen Jahres starteten die Rohbauarbeiten im Untergeschoss. Aktuell werden die Rohbauarbeiten im Erd- und Obergeschoss vorangetrieben. Bis Oktober 2022 soll der Rohbau fertiggestellt sein und die Wandgestaltung der Außenanlagen beginnen. Gleichzeitig werden die Netzabspannungen der Orang-Utan-Außengehege montiert. Ab Ende Oktober folgen dann die Dachabdichtung und die Anbringung der Foliendächer. Die aktuelle Fertigstellung ist für Oktober 2023 geplant.
„Wir sind bestrebt den Zeitplan einzuhalten“, sagt Zoodirektor Karl-Heinz Ukena. Die termingenaue Fertigstellung garantieren kann er jedoch nicht: „Dafür ändern sich die Rahmenbedingungen aktuell zu schnell.“ Auch bei den Kosten herrscht eine Dynamik, die nur schwer einfangbar ist. Im Vergleich zum Zeitpunkt der Kostenberechnung ist eine Baupreissteigerung von etwa 20 Prozent eingetreten. „Die Preissteigerungen bis Ende Februar 2022 waren im Wesentlichen auf die Pandemie zurückzuführen und haben sich etwas unterhalb des statistischen Mittels bewegt.
Seit März 2022 sind unter anderem bei den Vergaben der Fassade, dem Stahlbau und der Dachabdichtung extreme Preissteigerungen eingetreten, die auf den Ukraine Krieg und den damit verbundenen erhöhten Energie- und Rohstoffpreisen zurückzuführen sind“, sagt Jens Krause vom Architekturbüro heinlewischer. Der aktuelle Kostenstand liegt daher rund 2,3 Mio. Euro über dem Budget. Die Prognose der zu erwartenden Mehrkosten bis zur Fertigstellung beträgt ca. 3 Mio. Euro. Somit beläuft sich die finale Bausumme mittlerweile auf 20 Mio. Euro. „Trotz aller Mehrkosten wäre dies eine Kostensteigerung von 17 Prozent und läge damit unterhalb der statistischen Preissteigerung von 20 Prozent“, so Jens Krause weiter.
„Wir halten aber trotz der höheren Kosten an dem Projekt fest“, versichert Karl-Heinz Ukena. Die zusätzlichen Kosten werden durch Eigenmittel des Zoos finanziert. „Dieses Geld hätten wir sonst für andere Projekte, wie beispielsweise die Erneuerung des Streichelgeheges, verwendet“, so Ukena weiter. Diese Projekte müssen vorerst verschoben werden, wobei der Zoodirektor noch Hoffnung hegt: „Die Spendenbereitschaft für das Orang-Utan-Haus ist enorm hoch. Aktuell haben wir 1,47 Mio. Euro an Spendengeldern erhalten. Je mehr Spenden wir für das Projekt zusammenbekommen, desto geringer fällt die Summe der benötigten Eigenmittel aus. Das schafft wiederum Raum für unsere anderen notwendigen Projekte.“
An dem Bauprojekt selbst soll nicht gespart werden. „Natürlich schauen wir, wo sinnvolle Kosteneinsparungen möglich sind. Allerdings wurde das Bauprojekt bereits effizient geplant und wir werden nicht zu Lasten der Tiere oder der am Bau beteiligten Firmen sparen“, erklärt Karl-Heinz Ukena. Knapp 90 Prozent der beauftragten Firmen haben ihren Sitz in Sachsen. Auch für das Gestaltungskonzept sind keine größeren Kürzungen vorgesehen. Hier ist man mittlerweile ein ganzes Stück weiter. „Langsam nehmen unsere theoretischen Überlegungen zur Ausgestaltung des Hauses konkrete Formen an“, sagt Ukena. So wurde das Fassadenkonzept überarbeitet. Statt einer Regenwald-Silhouette werden die Zoobesucher große Orang-Utans, die zwischen Baumstämmen klettern, an der Außenfassade des Gebäudes entdecken.
Der Baum als gestalterisches Element und verbindendes Motiv für alle im Haus lebenden Tierarten, wird auch in der Innengestaltung eine wesentliche Rolle spielen. Die Wege werden durch Baumstämme aufgelockert. So soll der Eindruck entstehen, die Besucher befinden sich als stille Beobachter im abgedunkelten Dickicht und beobachten die Tiere in ihren hellen Gehege-Lichtungen. Dunkle Farbtöne, Pflanzen und in Grüntönen gehaltene Oberflächen in Anlehnung an den Wald verstärken diesen Effekt. Die Gehege der Orang-Utans werden durch die großen Folien-Oberlichter eine freundliche und helle Erscheinung haben.
Alle Interessierten haben am 19. August von 10 bis 17 Uhr die Möglichkeit sich ausführlich über das Bauprojekt zu informieren. An diesem Tag findet der Welt-Orang-Utan-Tag im Zoo Dresden statt. Auf der Wiese beim Streichelgehege informieren Scouts und Tierpfleger über das Bauprojekt, zeigen Videos, Grafiken und Einbaumaterialien vom neuen Haus. Kinder lernen, wie Orang-Utans in Zoos tiergerecht gehalten werden und können eine eigene tiergerechte Anlage erstellen.
Darüber hinaus können sich Besucher in die Dschungelschule begeben und lernen, wie junge Orang-Utans in dem Landschaftsschutzprogramm der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt fit für ein Leben im Regenwald gemacht werden. Zudem wartet ein kindgerechter Seilgarten, in dem kleine Kletterer ihre Künste unter Beweis stellen können. Auch über die Bedrohung der freilebenden Orang-Utans wird informiert und Möglichkeiten für deren Schutz aufgezeigt.
Quelle: Zoo Dresden
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