Seit rund 70 Jahren beherbergt das Johanneum, der ehemalige Marstall des sächsischen Hofes, das Verkehrsmuseum Dresden. Zuletzt war das Museum Mieter in dem Gebäude in Besitz des Freistaats Sachsens. Nun soll ein Erbpachtvertrag die Zukunft des Verkehrsmuseums im Johanneum am Neumarkt sichern. Der Dresdner Stadtrat hat dem nun zugestimmt.
Das Verkehrsmuseum nutzt seit der Übernahme der Trägerschaft des Verkehrsmuseums als gGmbH durch die Landeshauptstadt Dresden 2006 das im Eigentum des Freistaates stehende Johanneum als Mieter. Dies soll sich nun ändern: In einvernehmlichen Verhandlungen zwischen dem Freistaat Sachsen, dem Verkehrsmuseum und der Landeshauptstadt Dresden wurde ein tragfähiger, nachhaltiger Lösungsvorschlag entwickelt. Demnach pachtet das Verkehrsmuseum das Johanneum für die kommenden 30 Jahre. So kann die gGmbH nun eigenständig Drittmittel auch für bauliche Maßnahmen einwerben, beispielsweise für den Klimaschutz und die Erweiterung inklusiver Angebote. In seiner gestrigen Sitzung hat der Dresdner Stadtrat der Erbbaupachtlösung zugestimmt. Nun steht noch die Entscheidung des Freistaates Sachsen für diese Erbbaupachtlösung aus, damit das Johanneum mit Wirkung zum 1. Januar 2024 der Verkehrsmuseum gGmbH als Eigentum übergeben werden kann.
Bisher beträgt die jährliche Miete für das Johanneum 105.000 Euro. Diese sollte nach Plänen des Freistaats auf 630.000 Euro ansteigen. Die Erbpachtlösung ist für die Stadt nun deutlich günstiger: Der monatliche Erbbauzins liegt bei 8.064 Euro. Hinzu kommen Unterhaltungskosten der Immobilie in Höhe von jährlich 316.430 Euro. Damit ist auch ein Umzug des Museums an einem neuen Standort vom Tisch, der nicht nur die teuerste Variante gewesen wäre, sondern auch mit hohen Einbußen sowohl bei den Eintrittseinnahmen als auch bei den Besucherzahlen einher gegangen wäre.
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch freut sich über das Ergebnis der Verhandlungen: „Die Landeshauptstadt Dresden übernimmt für das Verkehrsmuseum Verantwortung und hat eine langfristige Lösung gefunden, die die museale Nutzung des Johanneums für das beliebte Familienmuseum am Neumarkt auch für die Zukunft sichert. Bedanken möchte ich mich für das Vertrauen des Freistaates. Ich hoffe, dass die Staatsregierung nun ebenso entscheiden wird, wie der Stadtrat“.
Der Direktor des Verkehrsmuseums, Dr. Michael Vogt, blickt optimistisch in eine langfristig gesicherte Zukunft des Museums im Johanneum: "Ich freue mich sehr über die Zustimmung des Stadtrates zu dem gemeinsam mit Freistaat und Landeshauptstadt verhandelten Vertrag. Bedanken möchte ich mich für die Unterstützung durch die Kulturbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende Annekatrin Klepsch, den Bürgermeister Jan Donhauser und die Kolleginnen und Kollegen der Stadtkämmerei unter der Leitung von Cornelia Möckel.“
Hintergrund:
Im Zuge der Gründung der Hochschule für Verkehrswesen (HfV) 1952 plante das Ministerium für Verkehrswesen der DDR, der HfV ein eigenes Verkehrsmuseum für alle Verkehrsträger anzuschließen. Am 1. Mai 1952 erfolgte dann die Gründung des Verkehrsmuseums Dresden. Den Grundstock von dessen Sammlung bildeten die Überreste des Sächsischen Eisenbahnmuseums (1877–1945).
Erst auf dem Gelände des Güterbahnhofs in Dresden-Neustadt untergebracht, wurde dem Verkehrsmuseum 1954 das Johanneum mit der Auflage zugewiesen, es wieder im originalen historischen Stil zu errichten. Das Gebäude war 1945 durch die Bombenangriffe der Alliierten schwer beschädigt worden. Vor dem 2. Weltkrieg hatte es als historisches Museum gedient.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums halfen beim Wiederaufbau des Gebäudes, sodass 1956 die erste Ausstellung eröffnen konnte. Die Reparaturarbeiten am Gebäude dauerten noch bis 1962.
Bis 1989 war das Verkehrsmuseum Dresden das größte und bedeutendste Technikmuseum der DDR. Mit der deutschen Wiedervereinigung und der Auflösung des Ministeriums für Verkehrswesen der DDR ging die rechtliche Zuständigkeit an den Freistaat Sachsen über. Das Verkehrsmuseum Dresden wurde Landesmuseum. 2005 fand erneut ein Wechsel statt, seitdem ist das Verkehrsmuseum eine gemeinnützige GmbH in Trägerschaft der Stadt Dresden. Das Johanneum blieb im Besitz des Freistaats.
Heute umfasst der Bestand des Verkehrsmuseums rund 690.000 Sammlungsobjekte. Seit seiner Eröffnung 1956 zeigte das Verkehrsmuseum neben den Dauerausstellungen rund 300 Sonderausstellungen zu unterschiedlichen verkehrsspezifischen, historischen oder auch ausgefallenen Themen sowie Gastausstellungen anderer Museen. Mehr als 15 Millionen Menschen haben das Museum bisher besucht.
Quelle: Verkehrsmuseum Dresden gGmbH