Totholz hat im Nationalpark Sächsische Schweiz nicht zu einer verstärkten flächigen Ausbreitung des Brandes beigetragen. In kleindimensionierter Form wie beispielsweise Reisig hat es im Sommer 2022 jedoch dazu geführt, dass Bodenfeuer länger anhielten. Dies sind wesentliche Ergebnisse eines Gutachtens von Prof. Dr. Michael Müller, Professor für Waldschutz an der TU Dresden. Das Gutachten wurde am Dienstag in Dresden vorgestellt. Zudem waren die für Rettung und Brandbekämpfung ausgewiesenen Wege weitgehend ohne Hindernisse und benutzbar. Lediglich am Großen Zschand war ein Weg planmäßig gesperrt. Hierfür war jedoch ein Alternativweg ausgewiesen. Zusammenfassend stellt das Gutachten fest, dass sich unter gleichen Bedingungen Brandverläufe im Nationalpark und in bewirtschafteten Wäldern nur wenig unterscheiden würden.
Wir haben im letzten Sommer im Nationalpark schwer zu bekämpfende Feuer erlebt. Tagelang waren Hunderte Feuerwehrleute mit Helikoptern und Technik in einem kräfteraubenden Einsatz. Parallel dazu entstand sehr schnell eine Diskussion über Totholz. Hier war Versachlichung dringend nötig. Deshalb haben wir im Kabinett beschlossen, insbesondere den Brandverlauf und den Einfluss von Totholz wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Das Gutachten zeigt: Totholz hat nicht dazu beigetragen, dass sich das Feuer verstärkt ausbreiten konnte. Das Gutachten stärkt die sachliche Aufarbeitung des Waldbrands im Nationalpark. Es ging und geht darum, Menschen, Natur und Sachwerte zu schützen, aus Erfahrungen zu lernen und, wo nötig, im Sinne von Brandschutz und Waldbrandprävention zu handeln. Darüber hinaus gilt im Nationalpark, die Natur Natur sein zu lassen. Das ist die Basis nicht für den Naturschutz, sondern auch für nachhaltigen Tourismus und die Entwicklung der Gemeinden. Davon profitieren die Menschen vor Ort. Wir werden das Gutachten weiter auswerten und es insbesondere in unserer Waldbrandschutzkonzeption für den Nationalpark berücksichtigen. Und wir werden weiter sensibilisieren. Denn so gut wie alle Waldbrände bei uns werden durch Menschen verursacht.
Sachsens Umwelt- und Forstminister Wolfram Günther
Der Minister verwies außerdem darauf, dass die Brände durch die Nationalparkwacht frühzeitig erkannt worden seien. Es mache sich auch mit Blick auf den Brandschutz bezahlt, dass die Nationalparkverwaltung hier das Personal aufgestockt habe. Darüber hinaus habe das SMEKUL bereits vor den Bränden im Sommer 2022 die finanzielle Unterstützung zugesagt, im Nationalpark sieben Löschwasserzisternen anzulegen.
Mit Beschluss des Kabinetts vom 23. August 2022 wurde das sächsische Umweltministerium beauftragt, bis Ende 2022 und »unter Nutzung wissenschaftlicher Expertise auszuwerten, ob und in wie weit das Brandgeschehen im Nationalpark durch Totholz beeinflusst wurde und ob signifikante Unterschiede zu Brandverläufen im Wirtschaftswald festgestellt werden können.« Im Auftrag des Ministeriums hat der Staatsbetrieb Sachsenforst die Erstellung des Gutachtens vergeben. Unabhängig davon ist die Arbeit der Waldbrandkommission zu betrachten. Die Kommission nutzt wiederum das Waldbrandgutachten von Prof. Dr. Müller.
Derzeit erstellt das Umweltministerium in Abstimmung mit den Brand- und Katastrophenschutzbehörden und in Abstimmung mit der Entwicklungskommission des Landkreises ein Waldbrandschutzkonzept für den Nationalpark. Auch hier wird unter anderem das vorgestellte Gutachten berücksichtigt.
Das Gutachten der TU Dresden ist unter https://lsnq.de/waldbrand abrufbar.
Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft