Auch wenn die genauen Gründe für den Einsturz der Carolabrücke in Dresden noch nicht feststehen, macht der Vorfall erneut auf die marode Verkehrsinfrastruktur in Deutschland aufmerksam. Korrosion an der Brücke und mangelhafte Wartung könnten zu dem Einsturz geführt haben, wie aktuelle Berichte vermuten lassen. Traurig, dass es eines solchen Ereignisses bedarf, um die Diskussion über den Sanierungsstau voranzutreiben.
Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, erklärt: „Zum Glück wurde niemand verletzt. Doch während dringend benötigte Mittel für die Sanierung des bestehenden Verkehrsnetzes fehlen, werden weiterhin neue Straßen gebaut. Diese führen jedoch nicht zu mehr Mobilität, sondern lediglich zu mehr Verkehr, und zerschneiden dabei wertvolle Landschaften und zerstören Ökosysteme. Natur- und Klimaschutz müssen in der Verkehrsplanung endlich Priorität haben.“
Eine Untersuchung des BUND zeigt, dass etwa 11.000 Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland dringend saniert werden müssen – weit mehr als bisher in der öffentlichen Diskussion angenommen.
Ekardt weiter: „Seit 2016 ist der Bundesverkehrswegeplan BVWP 2030 gültig. Natur- und Klimaschutzkriterien spielten bei der Planerstellung kaum eine Rolle. Dabei ist im letzten Jahrzehnt einiges passiert. Die Weltgemeinschaft hat beispielsweise mit der 1,5-Grad-Grenze im Pariser Klima-Abkommen ein konkretes Reduktionsziel beschlossen, um den Klimawandel aufzuhalten. Doch Bundesverkehrsminister Wissing verspielt abermals eine Chance, sich von den längst überholten Planungen zu befreien und den Fokus auf Sanierung der bestehenden Strukturen, den naturverträglichen Ausbau des Schienennetzes und den öffentlichen Nahverkehr zu richten. Davon würden auch Natur und Umwelt profitieren.“
Viele Brücken, darunter auch die Carolabrücke, stammen aus den 1960er und 1970er Jahren. Schon seit den 1990er Jahren wurde auf den schlechten Zustand der Brücken hierzulande hingewiesen, grundlegende Sanierungen blieben jedoch aus. Dies führte zu einem jahrzehntelangen Sanierungsstau, der jetzt dramatische Folgen zeigt. Die Mittel für den Erhalt wurden trotz wiederholter Warnungen von Expertenkommissionen nicht ausreichend erhöht.
Der BUND fordert, dass alle Neu- und Ausbauprojekte für Autobahnen und Bundesstraßen gestoppt und überprüft werden. Nur so können finanzielle Mittel freigesetzt werden, um die dringend notwendige Sanierung von Brücken und Straßen voranzutreiben. Außerdem müssen Gelder verstärkt in den naturverträglichen Ausbau des Schienennetzes und des öffentlichen Nahverkehrs fließen. Die umweltfreundlichste und gesündeste Form der Mobilität bleibt freilich speziell in Städten wie Dresden der Rad- und Fußverkehr.
Quelle: Bund Sachsen
Hinweis: Dresden und seine Brücken - Ein "maroder Haufen"! - Die nächsten Pläne der LH Dresden