Jeder kennt das alte Lied "Über sieben Brücken musst du gehn". Doch wie lange geht das noch gut? Die Brücken überspannen Straßen, Bahnanlagen und die Elbe. Simone Prüfer, Leiterin des Straßen- und Tiefbauamts sagte auf einer Pressekonferenz, dass Dresden insgesammt 24 Spannbetonbrücken hat. Sie stehen alle unter permanenter Beobachtung. Ein Beispiel wäre hier die Brücke über die Gleise an der Königsbrücker Straße. Der Haushalt sieht hier einen Neubau für 2027 vor.
Der Wegfall der Carolabrücke hat Auswirkungen auf die anderen Brücken wie der Augustus- und der Albertbrücke. Die Augustusbrücke übernimmt den kompletten Straßenbahnverkehr der Linien 3 und 7. Die Albertbrücke den Autoverkehr.
Nach dem Wegfall der Carolabrücke, ergeben sich natürlich viele Fragen. MeiDresden.de frage beim Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr nach ob sich das Land an den Kosten beteiligt. Das Ministerium antwortete, dass sich die Brücke in kommunaler Zuständigkeit befindet. Für den Betrieb, Sanierungen und Baumaßnahmen zeichnet die Stadt Dresden verantwortlich. Gelder gibt es keine im Haushalt.
In allen unseren Beiträgen zur Carolabrücke wurde fleißig bei Facebook diskutiert. Unter anderem fragten Leser, ob man nicht die Ampelschaltungen am Pirnaischen Platz, Rathenauplatz und Carolaplatz anpassen könnte. Eine Stadtsprecherin sagte am Mittwochabend: " diese Fragen sind gegen Gegenstand der Task Force, die Verkehrslösungen rund um die Carolabrücke erarbeitet. Wir informieren, sobald erste Ergebnisse vorliegen". Auch die Frage, ob das Terrassenufer freigegeben werden kann, blieben unbeantwortet.
Pressemeldung der LH Dresden
In einem Pressegespräch, Mittwoch, 18. September 2024, informierte Baubürgermeister Stephan Kühn über den Start der Task Force für die Regelung der Verkehrsströme ohne die Carolabrücke. Simone Prüfer, Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes, gab einen Überblick über den Zustand der Dresdner Brücken und speziell der Brücken in Spannbetonbauweise. Steffen Marx, Experte für Brücken, Inhaber einer Stiftungsprofessur für Ingenieurbau an der TU Dresden und Gesellschafter des mit der Untersuchung und Zustandserfassung der Carolabrücke beauftragten Büros MKP GmbH, gab einen ersten Überblick über die Schadensdokumentation und daraus abgeleitete erste Erkenntnisse.
Schadensuntersuchungen Carolabrücke
Die Schadensdokumentation und Ursachenrecherche für den Teileinsturz der Carolabrücke läuft seit dem Tag des Einsturzes am Mittwoch, 11. September 2024. Untersucht wird insbesondere, welchen Einfluss Korrosion und eindringende Feuchtigkeit auch in Verbindung mit Chlorideintrag gespielt haben könnten. Ebenso werden Betonversagen, Gelenkversagen, Verbundversagen der Betonstahlbewehrung und Ermüdung als Schadensszenarien betrachtet. In einer Sichtung des Schadens an der Bruchstelle konnte bereits festgestellt werden, dass etwa 25 Prozent der nun offenliegenden Spannglieder Vorschädigungen aufwiesen. Für die Untersuchungen wurden außerdem erste Bohrproben an Zug C entnommen, weitere Untersuchungen von Zug C sowie eine Sichtprüfung des Hohlkastens sind für nach dem Hochwasser geplant. Ein Untersuchungskonzept für Zug A und B wird aktuell erarbeitet und zeitnah vorgestellt.
Zustand Dresdner Brücken
Die 314 Dresdner Brücken weisen zu 72 Prozent Zustandsnoten von 2,4 oder besser auf. In den vergangenen Jahren konnte der Anteil der Brücken mit Zustandsnoten von 3,0 oder schlechter von sieben Prozent auf vier Prozent gesenkt werden. Wo die Tragfähigkeit eingeschränkt ist, sind präventive Maßnahmen bereits umgesetzt. Auch in den nächsten Jahren wird der Investitionsschwerpunkt in die Dresdner Brücken weiterverfolgt. So ist ab 2026 der Ersatzneubau der Nossener Brücke für 109 Millionen Euro geplant. Über einen Ersatzneubau der Brücke Fabricestraße, auf der im Bestand eine Fahrbahneinengung und Traglastbeschränkung gilt, soll der Stadtrat noch dieses Jahr entscheiden. Eine entsprechende Vorlage hat die Verwaltung in dieser Woche eingebracht. Die Brücke ist eine wichtige Verbindung für die Rettungs- und Feuerwache Albertstadt.
Monitoring läuft
Für alle Spannbetonbetonbrücken in Dresden wurden weitere Untersuchungen geprüft und Maßnahmen eingeleitet. Besonders im Fokus stehen dabei Bauwerke von vor 1993. Seit dem Unglück wurden nochmals alle Spannbetonbrücken in Dresden in den Blick genommen, um möglicherweise ergänzende Maßnahmen umzusetzen. An der 1967 errichteten Brücke Budapester Straße über die DB-Anlagen wird die bestehende Überwachung umgehend erweitert. Weitere zusätzliche Kontrollen erfolgen an der Brücke Würzburger Straße über die Weißeritz und an der Löbtauer Brücke. Die 1979 gebaute Brücke Königsbrücker Straße über die DB-Anlagen wird bereits permanent messtechnisch überwacht. Auch hier ist ein Neubau ab 2027 bereits im Haushalt eingeplant.
Lösungen für den Verkehr
Am Montag, 16. September, hat sich eine Task Force gegründet, die an Verkehrslösungen nach dem Teileinsturz der Carolabrücke und an einem Konzept zur Wiederherstellung der Verbindung arbeitet. Aufgabe und Ziel der Expertengruppe ist es, Interimslösungen für die durch den Teileinsturz der Carolabrücke notwendig gewordene Neuordnung des Verkehrs zu entwickeln. Darüber hinaus soll sich die Task Force mit den Auswirkungen auf das Dresdner Verkehrssystem befassen. Bis auf weiteres treffen sich die Experten wöchentlich.
Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn: „Die Carolabrücke ist eine wichtige Lebensader. Neben dem ÖPNV und dem Autoverkehr ist sie eine wichtige Verbindung für Radfahrer und Fußgänger. Die Aufgabe der Task Force ist es, rasch Mobilitätslösungen für die neue Situation zu entwickeln. Seit Montag, 16. September, arbeiten wir an konkreten Schritten für die Dresdnerinnen und Dresdner“.
Weitere Themen der Arbeitsgruppe sind: Welche ersten Erkenntnisse gibt es zu den Auswirkungen des Unglücks auf das Dresdner Verkehrssystem? Welche Anpassungen in der Verkehrsführung an Ampeln im Zuge von Umleitungsstrecken und bei geplanten Baumaßnahmen sind nun notwendig? Wie kann ein Prozess für einen Neubau dieser wichtigen Brückenverbindung aussehen?
Bereits in der ersten Sitzung hat sich die Arbeitsgruppe darauf verständigt, ein Konzept für die Adventszeit zu erarbeiten. Wie jedes Jahr werden in der Vorweihnachtszeit hunderttausende Besucher zu Veranstaltungen in der Dresdner Innenstadt erwartet. Mit einer Wiedereröffnung der übrigen Brückenzüge ist vorerst nicht zu rechnen: Die Task Force arbeitet daher nicht nur an kurzfristigen Maßnahmen, sondern entwickelt Anpassungen für die nächsten Jahre, einschließlich der Wiederherstellung dieser wichtigen Brückenverbindung.
Maßnahmen der Verkehrsorganisation
🔴 derzeit wird die Verkehrsverlagerung und daraus resultierende Anpassungen der Lichtsignalanlagen (LSA) im gesamten Stadtgebiet analysiert
🔴 vsl. Anpassung der LSA-Schaltung entlang der Umleitungsstrecken:
🔴 u.a. Rathenauplatz, Carolaplatz, Sachsenplatz, Straßburger Platz, Pirnaischer Platz, Rosa-Luxemburg-Platz
🔴 Prüfung der Öffnung der Augustusbrücke für den Kfz-Verkehr
🔴 d. h. gemeinsame Führung von Kfz und 4 Straßenbahnlinien auf jeweils einer Fahrspur
🔴 Schaffung einer Gefahrenstelle am Schloßplatz für Fuß- und Radverkehr
🔴 Augustusbrücke wurde ohne Kfz-Verkehr gewidmet und planfestgestellt
🔴erneute Prüfung und Prioritätensetzung der geplanten Baumaßnahmen (z.B.Körnerplatz, Lenneplatz) und Verkehrsprojekte (z.B. Güntzstraße
Investitionsschwerpunkt Brücken
⚫ Ersatzneubau Nossener Brücke (ab 2026):
⚫ besteht aus vier hintereinanderliegenden Brücken (über Zwickauer Straße, Eisenbahn, Drewag-Gelände, Fabrikstraße)
⚫ Gesamtkosten: 109,2 Mio. EUR
⚫ Ersatzneubau Brücke B0009 Königsbrücker Straße über Bahnanlagen (ab 2027):
⚫ Gesamtkosten: 17,2 Mio. EUR, davon 4,5 Mio. EUR Förderung möglich
⚫ Fortsetzung Sanierung Blaues Wunder (ab 2025)
⚫ Korrosionsschutzmaßnahmen
⚫ Kosten: 34 Mio. EUR (bis 2029), davon 9,7 Mio. EUR Fördermittel
⚫ Ersatzneubau Brücke Fabricestraße (ab 2026)
⚫ Gesamtkosten: 3,1 Mio. EUR, davon Anteil Deutsche Bahn 1,4 Mio. EUR
Die nächsten Arbeiten
🔺 KW38 Dokumentation + Reinigung erster Proben
🔺 KW38 Lieferung Untersuchungskonzept Zug A+B
🔺 Ca. ab Mitte Oktober (in Abhängigkeit des Pegels) weitere Beprobung Zug C
🔺 Parallel Durchführung/Organisation Untersuchungen Zug A+B
🔺 Ab ca. KW44 erste Ergebnisse aus Materialuntersuchungen
Auswirkungen und Handlungsbedarf für ÖPNV - Jetzige Anpassungen im Liniennetz sind Ergebnis eines Variantenvergleichs für geplante Sanierung der Carolabrücke
🔶 Wegfall Carolabrücke
🔶 erzeugt Reisezeitverlängerungen und damit Fahrgastverluste
🔶 verringert Flexibilität bei Störungen und Umleitungen
🔶 Anpassungen Liniennetz Straßenbahn
🔶 Linien 3 und 7 via Postplatz – Augustusbrücke
🔶 Albertplatz & zentrale Zugangspunkte zur Innenstadt weiter bedient
🔶 ab 14.10.: Linie 8 via Straßburger Platz – Albertbrücke
🔶 schneller Weg in Relation Ost <> Nord
🔶 Anpassungen Lichtsignalanlagen an Kreuzungen
Quelle: LH Dresen
Alle Beiträge und Fotos finden sie unter: https://www.meidresden.de/einsturz-carolabruecke